Volk und Welt, 1984. — (Spektrum Nr. 188).
Für Colin und Chick zählt nichts auf der Welt so sehr wie die Liebe mit schönen Mädchen, die Musik von New Orleans und die Schriften von Jean-Sol Partre. Wie besessen frönen sie ihren Leidenschaften. So konstruiert Colin ein Pianococktail, das nach Jazzklängen wohlschmeckende Getränke mixt, Chick erzwingt sich Eintritt zu einem Vortrag des verehrten Meisters, indem er dem Pförtner kurzerhand ein Bein bricht, und als er die hübsche Alise erobert hat, läuft Colin die ebenso verführerische Chloé über den Weg. Es scheint, als gehorche die Wirklichkeit ganz den phantastischen Einfällen und Wünschen der beiden jungen Leute. Da erhalten die Dinge ein seltsames Eigenleben, und den Tieren ist die Sprache gegeben... Die »häßliche« Welt läßt sich indes nicht auf ewig bannen, und als Chloé eine rätselhafte Krankheit befällt, mehren sich die Anzeichen, die das Idyll am Ende mit grausamer Gewalt zerstören.
Als »eine der ergreifendsten Liebesgeschichten der Gegenwart« hat Raymond Queneau den 1947 entstandenen Roman von Boris Vian (1920 - 1959) bezeichnet, in dem Reales unvermittelt in Imaginäres und Irreales übergeht, Bilder voller Poesie und Einfallsreichtum mit makaber-grotesken Szenen wechseln. Wie in allen Werken des französischen Schriftstellers rebellieren die Helden in »Der Schaum der Tage« gegen ein steriles, überperfektioniertes Dasein, aus dem Sinnlichkeit, Phantasie und Schönheit verdrängt sind. Vian, von Beruf Ingenieur, gehörte im Paris der Nachkriegs jahre zu einer der anziehendsten Gestalten der Existentialistenkreise um Sartre – hier als Partre auftretend –, die Beauvoir und Camus. Er schrieb Romane, Erzählungen, Gedichte und Stücke, er trat als Jazzmusiker und Chansonsänger auf, war Schauspieler und zeichnete. Sein Werk, zu Lebzeiten noch relativ unbekannt, erfuhr nach seinem frühen Tod wachsende Verbreitung und Anerkennung.