Volk und Welt, 1983. — (Spektrum Nr. 172).
Gemeinsam mit seinem berühmt-berüchtigten Vorfahren hat dieser Blaubart die Anzahl der Ehefrauen — allerdings kommt nur eine, die sechste, zu Tode. Dr. Schaad, freipraktizierender Arzt, angesehen und vermögend, wird des Mordes verdächtigt. Das Gerichtsverfahren endet mit einem Freispruch mangels Beweises. Doch für Schaad spielt das Ergebnis des Prozesses keine Rolle mehr. Er ist fortan umstellt von den Bildern, die die Zeugenaussagen zu seiner Person heraufbeschworen haben. Über ihn, über seine Biographie ist befunden, ist geurteilt worden. Das Ergebnis dieser öffentlichen »Sezierung« hat sich weitgehend verselbständigt und gegen ihn gerichtet: die gegenwärtige Existenz des Dr. Schaad hat keine Bedeutung mehr...
Max Frisch registriert in seinem jüngsten Werk besonders schmerzlich und illusionslos verfehlte Lebenschancen und ausweglose Einsamkeit in einem sozialen Gefüge, in dem »Störungen« nicht vorgesehen sind.